Brundibar

Brundibár und die Mädchen von Zimmer 28


Brundibár und die Mädchen von Zimmer 28 …dies sind zwei Geschichten, untrennbar miteinander verwoben. Brundibár, die Kinderoper von Hans Krása und Adolf Hoffmeister, 1938, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Prag entstanden und von den jungen Häftlingen im Konzentrationslager Theresienstadt über 50 Mal aufgeführt, ist heute ein Denkmal für die Kinder, die den Holocaust nicht überlebten. Unauflöslich bleibt die Geschichte von Aninka und Pepiček und dem Leierkastenmann Brundibár mit dem Schicksal ihrer ersten DarstellerInnen im Ghetto Theresienstadt verbunden und hält die Erinnerung an sie lebendig; und mit ihr den Glauben an den Sieg des Guten über das Böse. 

  • Abbildung:  Plakat zur Theresienstädter Brundibár-Aufführung 1943. Bühnenbild: František Zelenka (1904-1944). ©Pamatnik Terezin/Gedenkstätte Theresienstadt             

Auch eine besondere Gruppe von Holocaust-Überlebenden trägt diese Erinnerung weiter – Die Mädchen von Zimmer 28. Vor etwa 80 Jahren, zwischen 1942 bis 1944, lebten sie zusammen auf engstem Raum im Ghetto Theresienstadt, im Mädchenheim L 410. Sie waren 12 bis 14 Jahre alt, jüdische Häftlinge, die meisten aus der Tschechoslowakischen Republik, die nach dem Eindringen der Deutschen in ihre Heimat ihr Hab und Gut verloren, ihrer bürgerlichen Rechte beraubt und  ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. Dort, im Zimmer 28 trafen ihre Schicksalswege aufeinander. 

Als ab Juli 1943 die Kinderoper Brundibár  geprobt wurde, waren auch Mädchen von Zimmer 28 dabei - Ela Stein als Katze, Maria Mühlstein als Spatz, Handa Pollak und Anna Flach (Flaška) sangen im Chor der Schulkinder.

  • Abbildung: Cover der amerikanischen Ausgabe, 2009


Brundibár und die Kinder von Theresienstadt

In dem vom ORF Wien 1998 produzierten Hörfunkfeature von Hannelore Brenner-Wonschick Brundibár und die Kinder von Theresienstadt wurden Ausschnitte aus einer Brundibár-Produktion der Wiener Sängerknaben verwendet. Das Radiofeature ist immer noch über die Edition Room 28 oder über den Verein Room 28 erhältlich. Es ist ein Element des Room 28 Bildungsprojektes. Gegenwärtig, Januar 2024, ist es Teil unseres Neujahrsangebots. Siehe: Aktuelles Angebot.

Im Jahre 1999 brachte das Label EDA records in einer Doppel-CD das Radiofeature heraus. Auf der ersten CD ist die Produktion der Kinderoper Brundibár gesungen vom collegium iuvenum, Knabenchor Stuttgart und der Mädchenkantorei an der Domkirche St. Eberhard, Stuttgart, 1998. Auf der zweiten CD ist das vom ORF produzierte Radiofeature von Hannelore Brenner-Wonschick, allerdings neu gemischt  mit der Musik des collegium iuvenum. Der Verkauf der CD wurde 2023 eingestellt.

Ausschnitt aus dem Hörfunkfeature. Ela Weissberger, geb. Stein, erinnert sich: "Wir waren drei Mädchen aus unserem Zimmer - Flaška, Maria Mühlstein und ich. Und wir mussten uns in einer Reihe aufstellen, und jede musste singen: La-la-la, die Tonleiter rauf und runter. Als ich an die Reihe kam, hab ich gezittert vor Angst, dass ich nicht gut genug singen würde. Aber dann sagte Rudi Freudenfeld zu mir: Weißt Du was? Du wirst eine Katze spielen. Eine Katze in einer Kinderoper? Das war etwas Außergewöhnliches."  - Diese und weitere Erinnerungen sind auf der Ausstellungstafel Brundibár zu lesen und auf der CD zu hören. Eine Audiostation zur Tafel ist geplant.

Foto: Ela Weissberger und Paul A. Sandfort. Spindlermühe, September 2006


Zur Bedeutung von Brundibár. Aus dem Radiofeature von Hannelore Brenner: 

Aus dem Booklet zur CD von Hannelore Brenner-Wonschick:

"Ein halbes Jahrhundert, nachdem der letzte Akkord von Brundibár 1944 in Theresienstadt verklungen war, blieb es still um diese Oper. Dann, auf einmal zündete der Funke... Auf einmal wurde Brundibár landauf und landab gespielt. Mit spielerischer Leichtigkeit inspirierte dieses Werk zu ernsthafter Erinnerungsarbeit und öffnete, vor allem jungen Menschen, die Augen und das Herz für die unfassbare Tragödie, die für immer mit den Anfängen dieser Oper verbunden bleibt. (...)  Inzwischen ist Brundibár ein Symbol der Hoffnung und des Widerstands. So haben Hans Krása und der Librettist Adolf Hoffmeister bereits 1938, ohne es zu ahnen, ein Werk geschaffen, das zu ihrem bedeutendsten Vermächtnis wurde - ein Denkmal für die Kinder von Theresienstadt. Es ist ein lebendiges Denkmal, das die Vision der Kinder des Ghettos in die Gegenwart und in die Zukunft trägt: Die Vision vom Sieg des Guten über das Böse."

Foto: Standbild aus dem Propagandafilm bekannt unter dem Titel "Der Führer schenkt den Juden eine Stadt".

Brundibár-Renaissance Mitte der 1990er Jahre

Das Erinnerungsprojekt mit den Mädchen von Zimmer 28 hat wesentlich zur Renaissance der Kinderoper Brundibár beigetragen, ebenso wie das Brundibár-Pilotprojekt der Jeunesses Musicales Deutschland (JMD), das der damalige Generalsekretär Thomas Rietschel Mitte der 90er Jahre initiierte. Mit Kindern aus Polen, Tschechien und Deutschland führte die JMD die Oper in Berlin, Prag und Warschau auf. Eine “Brundibár-Mappe”, eine Sammlung mit Informationen zum Projekt, Daten und Fakten zum Ghetto Theresienstadt, zusammengestellt vom Fritz Bauer Institut und mit Stimmen von ZeitzeugInnen folgte. Auch das Brundibár-Radiofeature von Brenner-Woinschick und ein Beitrag zu Vedem sind darin enthalten.

Abbildung: Brundibár-Mappe

Ausstellung und mehr

Brundibár spielt in allen Medien, die die Geschichte der Mädchen von Zimmer 28 erzählen, eine weswentliche Rolle - im Buch, in der Ausstellung, im Theaterstück und im Bildungsprojekt, dargestellt in den Kompendien . Foto: Brundibár-Ausstellungstafel


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