Edition Room 28
Für
Buchhändler: Verlags-Nummer: 5245445
Herausgeberin der
Edition Room 28: Hannelore Brenner-Wonschick, Berlin
Das
Musik- Theaterstück basiert auf der authentischen Geschichte der
Mädchen von Zimmer 28, L 410 Ghetto Theresienstadt. Es ist das Ergebnis vieler Gespräche, die ich zwischen 1996 und 2002 mit einer besonderen Gruppe von Überlebenden des Ghettos Theresienstadt und weiteren Holocaust-Überlebenden führte – in den USA, in Israel, in Tschechien, Deutschland und Wien und während unserer jährlichen Treffen im Herbst im tschechischen Urlaubsort Špindlerův Mlýn/Spindlermühle im Riesengebirge. Dort, während unserer vielen Gespräche und Workshops, wurde ich Zeugin und Teilnehmerin zugleich einer Erinnerungsarbeit, die mit jedem weiteren Zusammensein an Intensität und Lebendigkeit gewann. Eine Passage aus Helgas Tagebuch, Worte aus Flaškas Poesiealbum, ein Gedicht aus Handas Notizbüchlein, ein Foto, eine Kinderzeichnung – auf einmal wurde Vergangenes zur Gegenwart, greifbar nahe auch für mich, die ich durch diesen stream of consciousness mitgerissen wurde ins Zentrum einer Geschichte, die mich bis heute nicht mehr loslassen sollte.
Die meisten Szenen und Dialoge, die in diesem Theaterstück verwoben sind, haben ihren Ursprung in diesen ersten jährlichen Treffen und Gesprächen. Das Theaterstück ging dem Buch "Die Mädchen von Zimmer 28" (2004) voraus. Einige Aufführungen folgten ab 2003.
Allerdings - erst 2020 publizierte ich das Theaterskript so wie ich mir das ursprünglich vorgestellt habe - als Musik-Theaterstück. Denn Musik spielte im Zimmer 28 eine bedeutende Rolle, dank der Betreuerin Ella Pollak (Tella), Pianistin und Musikpädagogin. Mit ihren Schützlingen gründete sie einen Chor und mit drei der Mädchen – Flaška; Ela und Maria – ein Trio. Der Gesang drang oft hinaus auf den Hauptplatz. Es ist überliefert, dass Passanten vor dem Haus stehen blieben, um den Stimmen der Mädchen zu lauschen. Oft drang auch Musik hinauf ins Zimmer 28. Sie kam vom Kellerraum des Mädchenheims, wo Rafael Schächter mit seinem Chor probte – Mozarts
Bastien und Bastienne, Smetanas
Verkaufte Braut oder, unvergesslich, Verdis
Requiem. Ab Sommer 1944 kam die Musik vom neu errichteten Pavillon auf dem Hauptplatz, direkt vor dem Mädchenheim, wo meist die Stadtkapelle, manchmal auch die Ghettoswingers spielten.
Hannelore Brenner. Berlin, Dezember 2020