Das Jahr 1938 und Heute.
Im Zeichen der Solidarität mit der Ukraine.
Das Bild der gejagten Friedenstaube und weitere Bilder von
Josef Čapek
lassen mich nicht mehr los. Es sind Bilder, in denen die Sorge des Künstlers um seine Nation spürbar und das Zeitgeschehen auf eine eindringliche Weise manifest wird; Bilder, die von einer zutiefst empathischen, humanen und pazifistischen Seele zeugen und von der leidenschaftlichen Entschlossenheit eines Menschen, vor der Gefahr aus Hitler-Deutschland zu warnen. Nicht nur zu warnen; auch aufzuklären, wachzurütteln und ja, zum Widerstand aufzurufen.
Als am 24. Februar 2022 der russische Angriff auf die Ukraine begann, schrieb ich an dem Modul/Lehreinheit:
Historischer Kontext (1918-1942).
Kindheitsbiographien der Mädchen von Zimmer 28.
Ob ich wollte oder nicht – ich brachte das Geschehen 1938/1939 mit dem heutigen Geschehen in Verbindung. Die Frage und das Bild von Josef Čapek
„Wer wird es schaffen?“
habe ich seither vor Augen. Dabei bange ich mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi, den Ukrainerinnen und den Ukrainern. Ich bange mit ukrainischen Kindern, bange um deren Schicksal. Ich bange mit allen, die von dem, was da geschieht, betroffen sind. Mit allen, die beherzt auf der Seite der Ukraine kämpfen.
Während ich seit jenem entscheidenden Tag im Februar 2022 darum ringe, das „Modul“ zu Ende zu schreiben, hat mich das aktuelle Geschehen fest im Griff. Im Geiste verbünde ich mich mit den Kräften, die Selenskyi und seiner Nation zu Hilfe eilen, um den russischen Angriff abzuwehren, die ukrainische Nation vor Schlimmerem zu bewahren und den Frieden in Europa zu retten. Gleichzeitig vergegenwärtige ich mir was 1938/1939 in der Tschechoslowakei geschah, schlage eine Brücke 85 Jahre zurück, lande bei Chamberlain, bei Daladier, bei Hitler und Edvard Beneš. Und ich denke: Wären damals doch nur die Briten und Franzosen Beneš und der Tschechoslowakei zu Hilfe geeilt. Aber sie taten es nicht. Und als sie es taten, war es zu spät. Der Zweite Weltkrieg begann.
Beim Schreiben an dem „Modul“ zum
Room 28 Bildungsprojekt
musste ich immer wieder innehalten – es waren einfach zu viele Gedanken, die da durcheinanderpurzelten und in eine Form gegossen werden wollten, und zu viele Kräfte, die mich davon ablenkten, die mich aufwühlten und mich dazu drängten, „etwas" gegen den Krieg in der Ukraine, "etwas" für die Ukraine zu tun. Aber was?
Ende Juni beschloss ich, die
Kapitel 3.1 - 3.4: Zerschlagung der ČSR
durch das NS-Regime auf der Website der
Room 28 Education
zu veröffentlichen. Ich tat es aus verschiedenen Gründen; in erster Linie, weil ich diesen historischen Rückblick auf ein Kapitel deutsch-tschechischer und europäischer Geschichte sowie meine Reflexionen dazu in die aktuelle politische Debatte um das furchtbare Geschehen in der Ukraine einbringen will. Ob dies gelingt?
Ich tat es auch als Zeichen meines Dankes an das
Auswärtige Amt, das die weitere graphische Arbeit (der teuerste Teil des Projektes) finanziell zu unterstützen bereit ist. Ohne Unterstützung könnte ich das Modul, das eine Broschüre im Umfang der
Kompendien zum Bildungsprojekt
wird und große Graphik-Kosten verursacht, vorläufig nicht zu Ende bringen.
Übrigens: Mein Wunsch, "etwas" im Zeichen der Solidarität mit der Ukraine zu tun, führte zu einem weiteren Projekt. Wie es dazu kam, darüber schreibe ich ein andermal. Um was es geht, steht hier:
https://www.room28education.net/aktuelles Die abgebildete Zeichnung von
Josef Čapek
ist aus dem Buch von Ulrich Grochtmann.
Geschichte aus der Nähe. JOSEF ČAPEK u.a. aus der Zeit von 1933-1938. Mein besonderer Dank gilt Dr. Ulrich Grochtmann, dessen Buch für mich sehr wichtig wurde. und ist. Weitere wertvolle Quellen sind in der Einführung zum Modul genannt:
https://www.room28education.net/modul
Möge der Text im Sinne der Intention anregend wirken.
Hannelore