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Room 28 Blog. Hannelore Brenner

21. Oktober 2023

Solidarität mit Israel. Deutsche Erinnerungskultur auf dem Prüfstand.

Was im Süden Israels am 7. Oktober geschah, war ein furchtbares Massaker, ein Pogrom. Auf heimtückische und auf brutalste  Weise wurden Hunderte von Israelis, auch Israel-Besucher, aus dem Leben gerissen, viele als Geiseln verschleppt. Während es Israels höchstes Ziel ist, sein Existenzrecht und sein Land zu verteidigen und seine Menschen zu schützen, was leider am 7. Oktober nicht gelang, ist es das höchste Ziel der Hamas und ihrer Verbündeten, Israel auszulöschen. Sie tun es ohne Rücksicht auf die eigene palästinensische Bevölkerung. Bewußt zieht die Hamas ihr eigenes Volk mit in den Abgrund.

Vor ein paar Tagen las ich einen Blog-Eintrag, der mich zum längeren Nach-Denken brachte. Geschrieben hat ihn Yossi Klein Halevi, ein israelischer Autor und Journalist. In seiner Stellungnahme zum Massaker der Hamas am 7. Oktober fand ich diese Passage:

"In the days immediately following the massacre, I received calls from several European journalists, asking if I saw this as a ‘Holocaust moment.’ They were sympathetic; they meant well. But I couldn’t give them the answer they were seeking. I don’t need Auschwitz to motivate me to defend myself against Hamas, I replied.  (…) Nor do I trust European sympathy for Israel that is based on the Holocaust. That support is unstable; today it is applied to dead Jews, tomorrow to dead Palestinians.” https://blogs.timesofisrael.com/what-this-war-is-about/

(In den Tagen unmittelbar nach dem Massaker erhielt ich Anrufe von mehreren europäischen Journalisten, die mich fragten, ob ich dies als einen 'Holocaust-Moment' betrachte. Sie waren verständnisvoll, sie meinten es gut. Aber ich konnte ihnen nicht die Antwort geben, die sie suchten. Ich brauche Auschwitz nicht, um mich zu motivieren, mich gegen die Hamas zu verteidigen, antwortete ich. (…) Ich vertraue auch nicht auf die europäische Sympathie für Israel, die sich auf den Holocaust gründet. Diese Unterstützung ist instabil; heute wird sie auf tote Juden angewandt, morgen auf tote Palästinenser."

“Ich vertraue nicht auf die europäische Sympathie für Israel, die sich auf den Holocaust gründet“… Eine bedenkenswerte Aussage. Es ist leider wahr: Die Sympathie für Israel von deutscher Seite ist eine labile, schwankende und eine zerrissene. Und dies, obgleich für viele von uns Deutsche die Versöhnung mit Israel, die Solidarität mit Israel, der Kampf gegen Antisemitismus Teil unserer historischen Verantwortung, gleichsam  ein ungeschriebenes Grundgesetz ist, aktuell und offiziell "Staatsräson" genannt. Doch was hilft uns das, wenn Hass und Gewalt und Antisemitismus sich in Deutschland ausbreiten und die Deutschen, zu denen ja auch Deutsche mit unterschiedlichem nationalen, kulturellen und religiösen Hintergrund gehören, trotz politisch geförderter Erinnerungskultur, von manchen im Ausland als vorbildhaft angesehen, nichts aus unserer deutschen und europäischen Geschichte gelernt haben und auch nicht lernen wollen?

„Fünfundsiebzig Jahre nach der Befreiung von Auschwitz stehe ich als deutscher Präsident vor Ihnen allen, beladen mit großer historischer Schuld.“ Diese Worte sprach am 23. Januar 2020 Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Holocaust-Gedenkstunde in Yad Vashem. „Ja, wir Deutsche erinnern uns. Aber manchmal scheint es mir, als verstünden wir die Vergangenheit besser als die Gegenwart. (…) Ich wünschte sagen zu können: Wir Deutsche haben für immer aus der Geschichte gelernt. Aber das kann ich nicht sagen, wenn Hass und Hetze sich ausbreiten.“

Wohin man schaut - ein Abgrund
Angesichts der furchtbaren Ereignisse in Israel, angesichts eines unfassbar bösen, grausamen Massakers der Hamas an hunderten von Menschen, angesichts des Krieges, der uns nun auch im Nahen Osten droht, stehen deutsche Israel-Politik, deutsche Migrations-Politik, unsere so gutgemeinte Holocaust-Erinnerungskultur und das, was als “Holocaust Education“ bezeichnet wird, auf dem Prüfstand. Es ist ein Prüfstand auf einem schmalen, gefährlichen Grat in schwindelnder Höhe. Wohin man schaut – Abgrund. Und ein Himmel darüber, an dem man sich nicht festhalten kann.

Als ich am 12. Oktober 2023 in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz im Rahmen unserer Kooperation-Veranstaltung mit dem Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium Dahn (OWG)  - Room 28 e.V. und das OWG haben eine offizielle Partnerschaft besiegelt - im Namen unseres Vereins, auch als Autorin der  Geschichte der  "Mädchen von Zimmer 28" und des Room 28 Bildungsprojekt - eine Ansprache halten musste,  tat ich mich schwer. Es lastete schwer auf mir, dass dieser Abend, der dem Gedenken an die im Holocaust ermordeten jüdischen Menschen und unserem gemeinsamen Willen galt,  deren Botschaften der Humanität und deren Hoffnungen auf eine bessere Welt jungen Menschen zu vermitteln, von dem furchtbaren Pogrom in unmittelbarer Nähe des Gazastreifens am 7. Oktober in ein tief-schwarzes Licht getaucht wurde. Trotzdem – ich mußte Worte finden.

Wo ist das Herz der Welt
Im Geiste suchte ich Zuflucht bei einigen der Botschaften der „Mädchen von Zimmer 28“, die uns überliefert sind. Von Lenka Lindt (1930-1944) stammt der Satz: „Der Mensch ist auf der Welt um Gutes zu tun. Wer sich daran nicht hält, hat kein Recht, ein Mensch zu sein.“ So steht es in dem Poesiealbum von Anna Flach (später Anna Hanusová), im Freundeskreis Flaška genannt. Ich erinnerte mich an das Motto von Flaška, inspiriert von den Worten, die ihr Margit Mühlstein 1944 in ihr Poesiealbum schrieb: „Es hat dir Theresienstadt nichts genützt, wenn du auch nur einen Menschen in deinem zukünftigen Leben unterdrücken wirst.“  Und Fragmente aus dem Notizbüchlein von Handa Pollak kamen mir in den Sinn. Sie schrieb wunderbare Gedichte.

„Brüder, hört auf, euch gegenseitig zu ermorden!
Habt ihr nicht genug? Wisst ihr nicht, dass ihr Menschen seid?
Seht ihr nicht, wie die Welt leidet? Alles ist mir Blut bedeckt!
Unmöglich ist es, sich davon zu erholen,
wenn das Herz des Menschen erschossen wurde.“    

„Was ist des Herz der Welt“, fragte Helga Pollak, 13-jährig, in ihrem Theresienstädter Tagebuch. „Ist das eine Art Gesetz, auf dem unsere Welt gründet, nach dem sich alles ausrichtet?“ Der Regisseur Olek Witt brachte 2019 in Dresden Helgas Tagebuch unter diesem Titel Was ist das Herz der Welt? auf die Bühne. Bei seinem Gespräch mit Helga in Wien, das er mit der Kamera festhielt, fragte er sie, wie sie heute darauf antworten würde. Spontan und mit einem sichtbaren Anflug von Wehmut sagte sie: „Heute würde ich fragen: „Wo ist das Herz der Welt?“

An all das habe ich gedacht, aber in meiner Rede nicht gesagt. Ich zitierte Worte von Thomas Mann, geschrieben im amerikanischen Exil 1938 angesichts der Zerschlagung der Tschechoslowakischen Republik durch Hitler und seinen NS-Staat, angesichts des Verrats von München Ende September 1938:      

„Geist und Vernunft, seit manchen tausend Jahren gewöhnt, daß es nicht nach ihnen geht auf Erden, sind wahrhaftig nicht widerlegt, geschlagen und Lügen gestraft durch einen so absurden Sieg. (...)  Wahrheit und Vernunft - [ich füge hinzu: Menschlichkeit] - mögen im Äußeren unterdrückt sein für eine schwarze Weile, – in uns bleiben sie ewig frei (...) im sicheren Bunde mit allen Besten.“    
Im sicheren Bunde mit allen Besten. Diese Vorstellung wurde für mich eine Art von innerem Halt, nicht zuletzt dank der Freundschaft mit Überlebenden vom Zimmer 28, Mädchenheim L 410 im Ghetto Theresienstadt, die mich über viele Jahre getragen hat; dank meinen Freunden und unserem Room 28 Freundeskreis, der am 12. Oktober auf wunderbare Weise größer geworden ist. Am Ende meiner Rede erinnerte ich an die Hymne der „Mädchen von Zimmer 28" , die von der Schüler*innen des OWG gesungen wurde und in der es heißt: "Wir werden das Böse bekämpfen und uns den Weg zum Guten bahnen. Vorher kehren wir nicht nach Hause zurück."
(Die ganze Rede, auch die des Leiters des OWG, kann auf der Vereinswebsite nachgelesen werden: www.room28.net/aktuelles

Zu meiner großen Überraschung las ich ein paar Tage später in dem Blog von Yossi Klein Halevi diesen Satz: „The war against evil is ultimately a spiritual war. Divine protection for Israel, the Torah warns us, is conditional on our behavior. You shall purge the evil from your midst, it commands.  "Der Krieg gegen das Böse ist letztlich ein geistiger Krieg. Der göttliche Schutz für Israel, so warnt uns die Torah, hängt von unserem Verhalten ab. Ihr sollt das Böse aus eurer Mitte vertreiben, befiehlt sie.

Ein Satz aus der Torah! Jetzt erst erschließt sich mir die tiefere Bedeutung der Zeilen in der „Hymne der Mädchen von Zimmer 28“. Es ist ein universelles, jahrtausendealtes Gebot.

Ein geistiger Krieg
“To win this war against evil requires steadiness and balance”, so Yossi Klein Halevi in seiner Stellungnahme zum 7. Oktober. (Um diesen Krieg gegen das Böse zu gewinnen, braucht man Standfestigkeit und Ausgeglichenheit.) “Leftwing Jews need to understand that the Jewish people cannot afford the purity of powerlessness, while rightwing Jews need to understand that power requires moral limits. As a people, we must not be indifferent to the anguish of Gaza. And we must not allow that anguish to undermine our resolve to destroy Hamas. „Linke Juden müssen verstehen, dass sich das jüdische Volk nicht leisten kann, machtlos und rein zugleich zu sein,  während rechte Juden verstehen müssen, dass Macht moralische Grenzen erfordert. Als Volk dürfen wir nicht gleichgültig gegenüber dem Leid in Gaza sein. Und wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Schmerz unsere Entschlossenheit untergräbt, die Hamas zu vernichten.)

Ein schmaler Grat. Tödlicher Abgrund auf allen Seiten. Ein Himmel, der keinen Halt gibt. Es bleibt nur der spirituelle Weg. "Der Krieg gegen das Böse ist letztlich ein geistiger Krieg."(Yossi Klein Halevi). 

Warum gehen so so viele Menschen in Berlin und anderen Städten von Wut und Hass gegen Israel getrieben auf die Straße, schwingen palästinensische Flaggen und kennen nur einen Feind: die Israelis?  Warum gehen sie nicht auf die Straße gegen den eigenen Feind in ihrer Mitte, gegen die mörderischen Kreuzzüge der Hamas? Die Hamas ist an keinem Frieden, an keiner Annäherung, an keiner Lösung des Nahost Konflikts interessiert. Sie hat nur ein Ziel: Israel zu vernichten. Und zögert keinen Augenblick, das eigene Volk mit in ihren Abgrund zu ziehen.

An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen: Israel ist nicht das erste Land, dass gegründet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Landesgrenzen tausendfach verschoben und verändert und haben sich neue Staaten gegründet. Doch niemals hat ein Volk mehr Grund gehabt, sein eigenes Land zu gründen!

Das „Böse“ ist mehr als die Organisation der Hamas, mehr als die Hisbollah, mehr als die Organisation Islamischer Staat im Irak und in Syrien (ISIS), mehr als Al-Quaida und wie die Terrorgruppen alle heißen. Ein geistiger Krieg gegen das Böse setzt die Erkenntnis aller Menschen voraus, wirklich aller Menschen, Menschen aus allen unterschiedlichen nationalen, politischen, sozialen, kulturellen und religiösen Kreisen - die Erkenntnis nämlich, dass Hass und Gewalt, Klage und Anklage, Terror und Krieg, Mord und Vergeltung zwar eine Zukunft haben - aber es ist eine Zukunft ohne Menschen.
 
Und wieder denke ich an die Verse von Handa Pollak. Hier das ganze Gedicht.

Die Erde ist rot von Blut
Das Jahr geht mühsam voran
Es ist Krieg
Mein Gott, es ist Krieg.

Die Schlachtfelder
Sind blutüberströmt
Die Erde ist so müde
Am Horizont steht der Augenblick
Der Hoffnungslosigkeit
Sogar die Sonne
Scheint durch Blut hindurch
Und spricht:
Brüder, hört damit auf
Euch gegenseitig zu ermorden!
Habt ihr nicht genug vom Krieg
Wisst ihr nicht
Dass ihr Menschen seid?
Es macht keinen Sinn
Menschen zu finden
Wenn es die Welt nicht mehr gibt.

Ruhig zieht der Mond am Himmel
Und auch er schaut traurig auf die Erde herab
Und sagt: Gott, siehst du nicht
Wie die Welt leidet?
Alles ist mit Blut bedeckt!
Unmöglich ist es, sich davon zu erholen
Wenn das Herz des Menschen
Erschossen wurde.


Room 28 Blog von Hannelore Brenner

von Hannelore Brenner 4. November 2024
Today is the 93rd birthday of Handa Drori, née Pollak, one of the "Girls of Room 28". She is the only one of this group of Theresienstadt friends who is still with us, living in Israel. I am so happy I could talk to her over the phone tonight and convey her my birthday wishes. I remembered her words into Flaška's scrap-book (Poesiealbum) in which she once wrote: "Always remember, dear Flaška, that there were times in Theresienstadt when we lived lazily through each day and never gave up hope that peace will come." - Peace came, but there was no reason for joy. Then and Now. After the war Handa wrote down these words: All of you Nameless ones and Friends you live with us in the Old Castle of Rremembrance You are with us because we think of you. Her spirit and the spirit of her friends is interwoven in all publications of Edition Room 28, as it was their desire that gave rise to all our joint projects since 1998 with the book, the exhibition and the play that was published 20 years ago in 2004. In their interest, our non-profit association Room 28 was founded in 2007, which led to a wonderful network of friends and supporters and has brought forth many new projects in their honor and in their memory. Today I would like to take Handa's birthday as an opportunity to thank our friends who have supported and accompanied the project with and about “The Girls of Room 28” over the years. May the spirit of these girls who were committed to share their experiences, values and hopes with us and the younger generations live on and inspire to humanity, solidarity and friendship and peace. My friends and me strive to do it with our new Brundibár-project: www.room28.net
von Hannelore Brenner 7. Oktober 2024
7. Oktober 2024 Zum heutigen Tag fallen mir keine Worte ein, die dem Ausmaß dessen, was vor einem Jahr geschah, und dem Leiden, das damit verbunden ist, und all dem, was mir dazu durch den Kopf und durchs Herz geht, gerecht werden könnte. Was ich damals in diesem BLOG schrieb, gilt im Wesentlichen noch heute. Ich bin tieftraurig, bis heute. gedanken-zum-7-oktober Doch ich möchte heute einen Gedanken und ein Statement weiter gehen. Ich und meine Freunde stehen fest an der Seite Israels. Daher werden wir das "Vermächtnis der Mädchen von Zimmer 28" bewahren, lebendig halten und in die Zukunft tragen. Daher werden wir die Geschichte von "Brundibár" weitererzählen und damit auch die Botschaften der Schöpfer dieser wunderbaren Kinderoper, Hans Krása und Adolf Hoffmeister, Botschaften der Solidarität und Humanität. Und wir werden diese Botschaften auch in die Kreise hineintragen, die nur Hass, Gewalt und Terror kennen, lehren und verbreiten - im Interesse aller Kinder dieser Welt. Im Zeichen der Solidarität mit Israel. Hannelore Brenner Die hebräische Ausgabe des Brundibár-Kinderbuches wird im Januar 2025 erscheinen. Today, October 7, 2024, I just cannot think of any words that could do justice to the magnitude of what happened a year ago and the suffering involved. What I wrote then onn my BLOG is still essentially true today. Reflexions-on-october-7-2023 However today I want to step one thought and statement forward: Me and my friends stand firmly with Israel. It is therefore that we will preserve the “Legacy of the Girls of Room 28”, keep it alive and carry it into the future. And therefore we will continue to tell the story of “Brundibár” and with it the messages of ithe creators of this wonderful children's opera, Hans Krása and Adolf Hoffmeister. Messages of the importance of solidarity and humanity. And it is therefore that we will carry these messages also into the circles of those who know, teach and spread but hatred, violence and terror - in the interests of all the children of this world. In Solidarity with Israel. Hannelore Brenner The Hebrew edition of the Brundibár children's book will appear is scheduled for January 2025.
von Hannelore Brenner 16. Juni 2024
An alle, die sich für die zauberhafte Kinderoper Brundibár von Hans Krása und Adolf Hoffmeister interessieren und für das neue Kinderbuch Brundibár. Wie Aninka und Pepíček den Leierkastenmann besiegten mit den schönen Illustrationen von Maria Thomaschke : Mit dem Bild von Maria - im Buch leitet es über in das märchenhafte Geschehen in der Nacht - möchte ich auf unser neues Angebot aufmerksam machen: Lesungen aus dem Kinderbuch mit Andreas Jocksch. Wie Maria Thomaschke ist auch Andreas Jocksch manchen bekannt vom Ensemble Zwockhaus . Mit diesem Ensemble haben Helga Pollak-Kinsky und ich viele Lesungen mit Musik aus Theresienstadt durchgeführt. Nun hat sich unsere Zusammenarbeit auf ein neues Gebiet ausgedehnt: das Multitalent Maria Thomaschke hat die Bilder gemalt und der wunderbare Interpret Andreas Jocksch liest aus dem neuen Brundibár-Kinderbuch und singt, natürlich! - die Lieder des Brundibár ! An unserem ukrainischen Projekt Brundibár-Buch an ukrainische Kinder schenken können viele MITMACHEN. Es ist ein Projekt von Edition Room 28 und dem Verein Room 28. Das Projekt richtet sich an kreative Menschen aus allen Bereichen, deutschlandweit, die ukrainischen Kindern mit dem Buch eine Freude machen wollen. Ziel ist es, die Bücher, die wir Dank Unterstützung durch das Auswärtige Amt herstellen konnten, im Rahmen von kleinen oder größeren Aktionen ukrainischen Kindern in Deutschland zu schenken. Eine erste Veranstaltung fand am 30. Mai in der Jüdischen Gemeinde in Rostock statt. Mehr darüber auf: www.room28.net/brundibar/ Mit der J-ArtEck Jugendbildungsstätte und deren Leiterin, Ella Nilová, bereiten wir ein besonderes Berliner Initialprojekt vor. Wir machen deutsch-ukrainische Lesungen für Kinder, begleitet mit Liedern, die bei der Musikpädagogin Iryna Skriabina-Shpyl aus Kiew in ukrainisch einstudiert werden. Wer Interesse daran hat, kann sich gerne melden! Die deutsche oder ukrainische Ausgabe des Kinderbuches kann man bei der Edition Room 28 bestellen. Wer Interesse an Lesungen mit Andreas Jocksch und/oder an unserem ukrainischen Projek hat - bitte eine E-Mail schreiben. Ich würde mich freuen! Mit herzlichen Grüßen an alle, die das lesen! * Hannelore Brenner *Wer möchte, dem sende ich gerne Brundibár-Flyer und Postkarten per Post zu! :) Einfach eine E-Mail schreiben an: hannelore.brenner@room28.net
von Hannelore Brenner-Wonschick 28. Mai 2024
"Der Traum der Menschen – in Frieden zu leben" Ich gedenke heute ganz besonders Helga Pollak-Kinsky . Sie wurde vor 94 Jahren am 28. Mai 1930 in Wien geboren und hat uns von einem Moment zum anderen ganz plötzlich am 14. November 2020 verlassen. Von Christian Hanl, Lehrer in Wien, habe ich unlängst erfahren, dass in Wien ein Park im 15. Bezirk nach ihr benannt wurde. Auf Facebook fand ich im März d.J. ein Foto der Initiatorinnen mit den Worten: "Frauengeschichte in Rudolfsheim-Fünfhaus: Wir freuen uns ganz besonders, dass unsere Vorschläge zur Benennung der Parkanlagen (...) am Langauerplatz Helga Pollak-Kinsky Park angenommen wurden." Christian sandte mir ein Foto mit den Worten: „Als ich dort war, haben viele Menschen dort ihre Zeit verbracht, jung und alt. Helga würde es gefallen.“ Gewiss. Das glaube ich auch. Noch mehr, wenn Helga von "da oben" miterleben dürfte, dass mit der Erinnerung an sie auch Träume wie dieser wahr werden würden: „Ich wünsche mir, dass ein Traum der Menschheit in Erfüllung geht – in Frieden zu leben“, schrieb sie am 22. September 1943 in ihr Tagebuch. „Wenn auf einer kleinen Insel nur zwei Menschen leben, kommen sie sich näher und mögen sich. Wir sind doch auch nur eine kleine Insel in diesem unendlichen Raum. Und wir führen dauernd Krieg um mehr Lebensraum und wenn wir könnten, auch gegen andere Planeten. Vielleicht werden wir einmal weiser sein. Vielleicht werden wir einmal erkennen, dass wir unnütz Blut vergießen, wenn wir dauernd Kriege gegeneinander führen.“
von Hannelore Brenner 22. Mai 2024
NEUERSCHEINUNG . Mai 2024 Im Fokus des neuen Moduls zum Room 28 Bildungsprojekt steht die Frage: Was erlebten die "Mädchen von Zimmer 28" ehe sie ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurden? Was geschah in ihrer Heimat 1938/1939, als ihr Leben aus der Bahn geriet? Das Titelbild zeigt eine Illustration des tschechischen Künstlers Josef Čapek , datiert: 17. September 1938. Die Frage dazu lautet: Wer wird es schaffen? Die Geschichte der „Mädchen von Zimmer 28“ ist eine Geschichte jüdischer Kinder aus der Tschechoslowakei und Österreich unter nationalsozialistischer Herrschaft und ein Kapitel unserer gemeinsamen europäischen Geschichte. Das von unterschiedlichen Narrativen überlagerte und wenig bekannte Kapitel der Zerschlagung der Tschechoslowakei 1938/1939 wird im Prisma der Kindheitsbiographien der "Mädchen von Zimmer 28" auf anschauliche Weise geschildert. Entstanden ist nicht nur ein "Modul" zum Room 28 Bildungsprojekt , sondern ebenso ein wichtiger Beitrag zum aktuellen politischen Diskurs angesichts des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine. Die Publikation zeigt auf, wie sich die entscheidenden Ereignisse der Jahre 1938 bis 1942 in dem, was die "Mädchen von Zimmer 28" erlebten, widerspiegeln, und macht durch die Verflechtung von politischem Geschehen und individuellem Erleben ein Kapitel deutsch-tschechischer Geschichte zur Zeit des Protektorats Böhmen und Mähren erfahrbar. Gleichwohl ist die Broschüre ein Beitrag zur Entstehungsgeschichte der Kinderoper Brundibár von Hans Krása und Adolf Hoffmeister und zur Geschichte ihrer ersten Proben und Aufführungen im Prager Waisenhaus und im Vereinsheim des Sportplatzes Hagibor zwischen 1941 und 1942. Die Einbettung der Oper in ihren historischen Kontext der Entstehung im Jahre 1938 erschließt bislang nicht reflektierte Bedeutungsebenen. Entstanden ist ein Kapitel deutsch-tschechischer Geschichte, das im Schatten deutscher Geschichtsschreibung steht, im Strudel der historischen Entwicklungen und unterschiedlichen Narrative nahezu untergegangen ist, und in den Lehrplänen bis heute keinen Platz gefunden hat. Die Publikation wurde vom Berliner Verein Room 28 und vom Auswärtigen Amt unterstützt. Room 28 e.V. ist der Trägerverein des Bildungsprojektes und damit auch der Ausstellung Die Mädchen von Zimmer 28. Kindheitsbiographien im historischen Kontext. Edition Room 28, Berlin, 15. Mai 2024 92 Seiten, Farbe. Mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-9819140-4-7 | Preis 25 €. Publikation hier bestellen .
von Hannelore Brenner-Wonschick 30. April 2024
Heute vor zehn Jahren, am 30. April 2014, ist die Seele des Room 28 Erinnerungsprojektes, Anna Hanusová, geb. Flachová, die ihre Freundinnen „Flaška“ nannten, von uns gegangen. - Heute habe ich für eine neue Publikation den Druckauftrag erteilt, und ich würde so gerne diese Publikation Flaška in die Hand drücken!!! Wie oft habe ich mit ihr darüber gesprochen, wie es früher war, ehe sie Ende November 1941 ins Ghetto Theresienstadt deportiert wurde. Nur ein wenig erfährt man hierüber in dem Buch Die Mädchen von Zimmer 28 . Denn im Fokus dieses Buches steht das Ghetto Theresienstadt und das Schicksal dieser Mädchen. In der neuen Publikation, einem neuen Modul zum Room 28 Bildungsprojekt, ist das anders. Ich schildere den historischen Kontext, in dem diese Mädchen heranwuchsen. Es zeigt auf, wie sich die entscheidenden Ereignisse der Jahre 1938 bis 1942 in dem, was diese Mädchen erlebten, widerspiegeln, und macht durch die Verflechtung von politischem Geschehen und individuellem Erleben ein Kapitel deutsch-tschechischer Geschichte zur Zeit des „Protektorats Böhmen und Mähren“ erfahrbar. Was geschah in der Tschechoslowakei, der Heimat fast aller dieser Mädchen, als ihr Leben aus der Bahn geriet? Was wissen junge Menschen in Deutschland heute über die entscheidenden Ereignisse und Daten, die das Leben dieser Mädchen bestimmten: 12. März 1938 (Annexion Österreichs), September/Oktober 1938 (Münchner Abkommen und Okkupation des Sudetenlands), 15. März 1939 (Okkupation der „Rest-Tschechei“ und Errichtung des „Protektorats Böhmen und Mähren“? Was wird heute darüber an Schulen gelehrt? Auch in Bezug auf die Kinderoper Brundibár, die meist einzig unter dem Aspekt "eine Oper aus Theresienstadt" gesehen wird, habe ich mich oft gefragt: Wie war das in den Jahren davor, ehe Brundibár ab Juli 1943 in Theresienstadt geprobt wurde? Was erlebten die Urheber dieses musikalischen Werkes im Jahr 1938 in Prag, dem Entstehungsjahr der Oper? Welche Ereignisse beeinflussten den schöpferischen Prozess? Welche Ideen könnten sich daraus für die Gestaltung der Oper ergeben haben? Die neue Publikation der Edition Room 28 gibt Antworten auf solche Fragen. Entstanden ist ein Kapitel zur deutsch-tschechischen Geschichte, das im Schatten deutscher Geschichtsschreibung und deutscher Lehrpläne steht. Dass dabei die Jahre 1938/1939 einen größeren Raum einnehmen als geplant, ist weniger der Vergangenheit als unserer Gegenwart geschuldet, die mit dem 24. Februar 2022 begann. Daher ist diese Broschüre auch ein Beitrag zum gegenwärtigen Diskurs um Krieg und Frieden. Bei der Arbeit an diesem Modul Historischer Kontext habe ich immerfort an Flaška und ihre Freundinnen gedacht. Heute ist mir ein Felsbrock vom Herzen gefallen, als ich endlich für diese Publikation grünes Licht geben konnte. Im Geiste übergebe ich sie dir, liebe Flaška. Denn vieles von dem, was du mir erzählt hast, ist darin eingeflossen. Wer es bestellen möchte, kann es bestellen .
von Hannelore Brenner 23. März 2024
Am 25. Februar 2024 fanden in der Aula des Lise Meitner Gymnasiums in Neuenhaus/Grafschaft Bentheim zwei Aufführungen der Kinderoper Brundibár statt. Ich freue mich, dass Norbert Voshaar, Mitglied von Room 28 e.V. , die Initiative dazu ergriffen hat, im Rahmen dieser Aufführung auf das neue Kinderbuch Brundibár. Wie Aninka und Pepíček den Leierkastenmann besiegten aufmerksam zu machen und es anzubieten - aber nicht nur das! Er entwarf ein eindrucksvolles Plakat, das an die Ausstellung Die Mädchen von Zimmer 28 erinnert, die 2012 im Lise Meitner Gymnasium zu sehen war, und an die Lesung, die ich damals mit Helga Pollak-Kinsky und dem Chor des Lise Meitner Gymnasiums auf die Bühne brachte. Für Helga und mich waren die Tage in Neuenhaus unvergesslich. Und dies ist dem großen Engagement von Norbert Voshaar zu danken. Seitdem er im Jahre 2010 das Room 28 Erinnerungsprojekt, den Verein Room 28 und vor allem Helga Pollak-Kinsky kennenlernte, ist er mit uns verbunden. Ich danke dir, Norbert! - Als Helga Pollak-Kinsky am 14. November 2020 von uns ging, erinnerte er in den Grafschafter Nachrichten an sie. Den Beitrag kann man über den nachfolgenden Button downloaden. Auf dem Foto: Norbert Voshaar(links) und Boyan Karanjuloff, Leiter der Musikschule. Zu Helga Kinsky (1930-2020) gibt es eine überraschende Neuigkeit: In Wien wurde auf Initiative der Grünen ein Park nach ihr benannt. Es gibt dort nun den Helga-Pollak-Kinsky Park , nachzulesen auf der Website der Stadt Wien . Wer auf Facebook ist, findet einen post auf meiner fb-Seite . Hinweisen möchte ich auf das in Planung befindliche Projekt mit der ukrainischen Ausgabe des Brundibár-Kinderbuches. Es geht voran, wenn auch in kleinen, aber doch immer wieder bemerkenswerten Schritten. Voraussichtlich wird die erste Veranstaltung zum Buch БРУНДІБАР. Як Анінка й Пепічек шарманщика перемогли - Lesung mit Musik und Gesang. Geschenk-Aktion für ukrainische Kinder im Juni in München stattfinden. Vielleicht klappt es auch schon vorher in Berlin oder anderswo. On verra... Wer möchte, kann für dieses Projekt, für das wir vor allem Reise-und Übernachtungskosten und Honorare benötigen, spenden - über Betterplace oder direkt über den Verein. Dies war's für heute! Einen lieben Gruß an alle, die das lesen von Hannelore
Evelina Merová in Spindlermühle, September 2006
von Hannelore Brenner 13. Februar 2024
Evelina Merová, née Landová , one of the surviving "Girls of Room 28" passed away in Prague on 8 February 2024. As I write these lines, on 13 February around 2 pm, she is being laid to rest in the Jewish Cemetery in Prague. My thoughts are with her and her beloved family. I was very sad when Evelina's son Viktor Naimark broke the news to me on the morning of 8 February. I know how much Viktor loves his mother, I always felt it when I saw them together or when she spoke of him - or he of her. A kind of secret, a loving intimacy connected mother and son, and I know that this is also true for Evelina and her daughter Irene, who lives in St. Petersburg. An understanding without words. There was gentleness and forbearance in their dealings with each other. The "secret" is echoed in Viktor's words, which can be found in his epilogue to his mother's autobiography "Lebenslauf auf einer Seite" (Vita on one Page): "Now that I am an adult, I admire more and more that my mother was able to give us so much love and tenderness despite all the atrocities and horrors she survived."
von Hannelore Brenner 27. Januar 2024
Zehn Jahre sind es nun her, dass Helga und ich zum Holocaust-Gedenken im Januar 2014 zu Gast bei den Vereinten Nationen in Genf waren. Die Ausstellung "Die Mädchen von Zimmer 28" war dort, Helga war "keynote-speaker" und hatte mich gebeten, ihr zur Seite zu stehen. So kam es zu einer gemeinsamen, im Wechsel gehaltenen Ansprache - sie kann auf der Website des Vereins Room 28 unter Aktuelles nachgelesen werden. Auch gibt es dort einen Link zu einem Film zur Ausstellungseröffnung, zu der die "Hymne von Zimmer 28" von einem deutschen Chor in Genf gesungen wurde. Ich danke Michael Wiener , Human Rights Officer im UNO Hochkommissariat für Menschenrechte in Genf, der mich auf das Statement zum Holocaust-Gedenktag des UNO Hochkommissars Volker Türk aufmerksam machte. Darin enthalten ist ein Zitat von Helga Pollak-Kinsky (1930-2020). Sie habe, so Volker Türk , "über die Betreuer, Lehrer und Künstler gesprochen, die den Kindern im Lager geholfen haben, den Glauben an sich und an die Menschlichkeit zu bewahren." Es ist dieser Glaube, der zu den Room 28 Projects , zum Verein Room 28, zur Edition Room 28 , zu unserem Bildungsprojekt und zu unserem aktuellen Brundibár-Projekt führte. Daher gedenke ich heute in Liebe und Dankbarkeit Helga und den Freundinnen, deren Schicksalwege im Ghetto Theresienstadt zusammentrafen. Ich bin dankbar für all das, was sie uns, den nachkommenden Generationen, überlieferten und mit auf den Weg gaben. Ich kann mir mein Leben ohne die Begegnung mit ihnen, ohne das Wissen um all das, was sie erlebten und mit mir teilten, nicht vorstellen. Ich zünde Kerzen an, zuhause. Ich muss hier bleiben. Denke an zurückliegende Veranstaltungen zum Holocaust-Gedenktag mit Helga - in Berlin (Bundestag 2008), Rendsburg (Landesregierung und Jüdisches Museum, Theater Rendsburg 2009), Prag (Schulministerium 2012), Brüssel (Europäische Kommission 2013), Genf 2014... Und denke an weitere Erlebnisse und Ausstellungsorte . Und dabei wünsche ich mir so sehr, dass die auf Humanismus und Liebe gründenden Ideale und Werte, die Menschen wie Helga uns vorlebten, dazu beitragen mögen, dass es auf unserer Welt friedlicher und menschlicher werde. Hannelore Brenner, 27.1.2024
von Hannelore Brenner 7. Januar 2024
Liebe Freunde von Room 28, wir wünschen allen unseren Freunden für das neue Jahr 2024 Gesundheit, Glück & Liebe. Möge es auf unserer Welt friedlicher und für die Menschen hoffnungsvoller werden und es uns gelingen, hierzu beizutragen und Güte und Menschlichkeit zu säen. Unser Beitrag: Wir wollen die ukrainischen Brundibár-Kinderbücher, die wir - Room 28 e.V. und Edition Room 28 - mit Förderung durch das Auswärtige Amt herstellen konnten, im Rahmen eines Auftakt-Events als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine an ukrainische Kinder schenken. Die Bücher liegen Mitte Dezember 2023 gedruckt vor. Die Produktion war leider teurer und komplizierter als gedacht. Am Ende kam unser treuer Verbündeter, der Opern-Regisseur Mstislav Pentkovsky aus Riga nach Berlin, um als Editor und Vermittler zwischen der Übersetzerin Galina Palaguta in Warschau gemeinsam mit der wunderbaren Berliner Graphikerin Julia Wagener das Buch vor Ort bei mir zu Hause druckfertig zu machen. Auch schöne Postkarten sind dabei entstanden. Wer das Buch (die deutsche oder ukrainische Ausgabe) und/oder die Postkarten haben möchte, lasse mich dies bitte wissen. Wir stehen jetzt mit interessierten und interessanten Veranstaltern an verschiedenen Orten im Gespräch und werden so bald als möglich ein Auftakt-Event veranstalten – vielleicht im zeitlichen Rahmen des 24. Februars 2024. Dabei werden wir unsere Motive zum Projekt gemeinsam mit Mstislav Pentkovsky vermitteln, eine Lesung mit Musik und Liedern aus Brundibár veranstalten und, was unser eigentlichstes Anliegen ist: mit dem Brundibár-Buch ukrainischen Kindern eine Freude und Mut machen. Ich hoffe, dies wird gelingen! Wer unser Projekt unterstützen möchte: Dies ist sowohl über die Spendenplattform Betterplace möglich wie auch direkt über unseren Verein: Spenden.
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