Liebe Freunde, dear friends,
der Regisseur Mstislav Pentkovsky, der in St. Petersburg mehrmals Hans Krásas Kinderoper Brundibár
im renommierten Mariinsky Theater zur Aufführung brachte und Ela Weissberger und Evelina Merová, also zwei der "Mädchen von Zimmer 28" nach St. Petersburg eingeladen hatte, veröffentlichte heute auf Facebook ein Statement gegen den Krieg in der Ukraine, das ich aus vollem Herzen unterstütze. Er schrieb es im Vorfeld des 9. Mai, dem russischen Nationalfeiertag, der an den Sieg Russlands über Nazideutschland erinnert. Er schrieb es angesichts der Gefahr, dass die humanitären Botschaften, die sich mit diesen Werken vermitteln, Gefahr laufen, politisch missbraucht und ihres eigentlichen Sinns beraubt zu werden.
Stellungnahme von Mstislav Pentkovksy
(Original auf Russisch)
Im Mai haben wir uns immer mit dem Thema Krieg beschäftigt. Als Regisseur der Anti-Kriegs-Opern "Das Tagebuch der Anne Frank" und "Brundibár" am Mariinsky-Theater habe ich immer an ihre humanitäre Botschaft geglaubt. Doch in diesem Jahr drehen sich alle meinen Gedanken um den Frieden.
Das Tagebuch der Anne Frank und Brundibár handeln von den Schrecken des Holocaust und dem Wert des menschlichen Lebens, sie erinnern an die tragischen Lektionen des vergangenen Jahrhunderts. Heute sind wir Zeugen einer neuen Katastrophe, deren Folgen wohl nie überwunden werden können. Ich bin davon überzeugt, dass der Missbrauch der Erinnerung an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus während des Zweiten Weltkriegs ein Verbrechen gegen die Geschichte ist. Ich glaube, dass die Verherrlichung des Krieges die Erinnerung an die wirklichen Opfer des Nationalsozialismus und an die Menschen, die im 20. Jahrhundert mutig dagegen ankämpften, zutiefst verletzt. Dies ist ein Angriff auf die moderne Zivilisation. Dies ist ein Angriff auf die russische Kultur. Dies ist ein Angriff auf die Feier des "Tages des Sieges".
Gegen die Tragödie. Gegen den Krieg
Dear friends, Mstislav Pentkovsky,
who has performed Hans Krása's children opera Brundibár
several times in St. Petersburg at the renowned Mariinsky Theater and invited Ela Weissberger and Evelina Merová, two of the "Girls of Room 28" to St. Petersburg, published a statement today against the war in Ukraine on Facebook, which I wholeheartedly support. He wrote it in the run-up to May 9, the Russian national holiday that commemorates Russia's victory over Nazi Germany. He wrote it in the face of the danger that the humanitarian messages conveyed by these works are in danger of being politically misused and robbed of their true meaning.
Statement by Mstislav Pentkovsky
(Original in Russian)
In May, our minds have always turned to themes of war. As stage-director of the anti-war operas The Diary of Anne Frank
and Brundibár
at the Mariinsky Theatre, I’ve always believed in their humanitarian message. However, this year all my thoughts are only about peace.
The Diary of Anne Frank and Brundibár are about the horrors of the Holocaust and the value of human life, they recall the tragic lessons of the past century. Today we are witnessing a new catastrophe, the consequences of which are not likely to ever be overcome. I am convinced that the abuse of the memory of the resistance to Nazism during World War II is a crime against history. I believe that the glorification of the war is deeply offensive to the memory of the real victims of Nazism and all those who courageously fought against it in the 20th century. This is an insult against modern civilization. This is an insult against Russian culture. This is an insult against the celebration of Victory Day.
Against tragedy. Against war.